Veronica Kerber: D’Hätschlmarie

S’war emol ä Buur un sei Frau. Die sin schu licht ergraut obends einsam zu zweit vorm Ofe ghockt, als de Monn gseufzt het: „S’isch so truurig, dass ma kei Kinder hen.“ „Ja,“ het si gmeint un gdrängt: „Kumm, kumm, solle ma’s nid nomol probiere? Wenn’s nur ei einzigs wär, no wär i schu glicklich.“ Mied war ’r un abgschafft abber ’r het au kei Ruh ghet. Un nuch bivor ä Johr vergonge war, isch de Wunsch doch nuch in Erfüllung gonge. Wie donkbar un froh war er als sei Frau ä gsunds un runds Maidli kriegt het. „Unser liebs Kind“, hen se gstrahlt, du bisch unser Ein un Alles“, un hen ’s Marie gnennt.

D’klei Marie isch rongwachse, immer schäner worre, war brav un weder full nuch dumm. Eines Dags het sie zu ihrer Mudder gsagt: „I will au mit ufs Feld nus un helfe wie d’ondri Kinder.“ Do hets „Nei“ vun de Mudder gheiße „nid dass ä krummer Buckel und schroffi Händ kriegsch wie mir.“ „No loss mi wenigschdens bim koche helfe“ hets Kind gplogt. „Nei, bisch nuch z’klein dezu. Dätsch di nur in de Finger schniede un dich om Herd verbrenne.“ „Soll i vilicht de Hof fege?“ „Nei Mariele, de Besestiel dät Blose on dinem zarte Hondballe mache!“ „Därf i donn villicht mit de Nochberskinder spiele?“ „Des isch doch kei Umgong fir dich Marie! Do verdirbsch da nur de gude Geischt.“ „No geh i hal mitm Hündli laufe“. Do het d’Mudder d’Händ iberm Kopf zämmegschlage un gschimpft „Jesses, Mariele, s’reengt doch glich! Wirsch batschnass un holsch da de Pfipfis. I geh selber! Blieb do un hock di in d’warm Stubb.“ D’Marie het d’Nas grimpft un isch ghorsam in d’Stubb. „D’Holzzein isch leer, Baba!“ het se dort feschtgstellt un gmeint: „I geh schnell un hol nejs!“ Do het er sie abghalte: „ Du!? Holz hole!? Wenn des d’Mudder sieht! Loss nur, holsch da nur ä Sprissel un verlupfsch da s’Kriz! I hol selber!“

So isch’s kumme, dass s’Mariele oft ällei war, in sich gkehrt un ängschtlich worre isch. Bis se fuffzehn Johr alt war, het se kum ebs odres gmacht als d’blondi Härli bürschde un Blüemli suche. „Abber bass uf“ hets bi letzschdrem gheiße, „manchmol hocke au Biene drin“.

S’Maidli war oft triibsinnig un fahl um d’Nas. Un wenn’s’re so gonge isch, isch se nuch meh bekimmert worre. „D’Hätschelmarie! “ hen d’ondri Kinder beesartig grufe wenn se s’Mariele schläfrig un träumend uf de Huustrepp hen hocke sähne. Wenn se so rumghockt isch, het sich oft ä Rab zur re gsellt un gekräht:

„Trau di Hätschelmarie! Verloreni Zit, verbassti Luft, verblämberts Lebe, wenns nimmi ushaltsch, steh eifach uf.“ Mol het si ne schwätze losse, mol het si ne fortgscheucht.

On me schäne Morge isch de Buur ufs Feld nus un wie er grad om Riibe rusbuddle war, isch uf eimol wie usm Nix ä schäni zauberhafti Frau vorm gstonde. Barfiis war si un glänzend wie d’Sunn selber. Long sin re d’blundi Hoor wie seidini Welle iber d’Schultre ragfalle. Mit re liebliche Stimm het se gsagt:„Du warsch immer gut un hesch immer so flissig gschafft Buur, ä ruhiger Lebensobend hesch du verdient. Vun jetz on soll dei Dochter Marie fir dich sorge.“ Hets gschwätzt un war fort.

De Buur het de Kopf gschittelt un on sei grontigs un pfuusbackigs Wieb denke misse. Un wie er sich noch de nächdsche Riib buckt het, isch’m d’Hex in de Rücke gfahre un er het sich schiir nimmi bewege kinne. Gkrümmt vor Schmerze het er sich heimschleppe misse. „Marie! Du musch dich um mich kimmere!“ het er bstimmt, will’m die Unbekonnt doch Idruck gmacht het. Abber do isch sei Frau schu grennt. „Nei, nid du, d’Marie“ het er verlongt. D’Frau het gtobt un wiedig grageelt: „Was verlongsch du uf eimol vun unsrem zarte Maidli? ICH helf da un sunsch niemer!“ D’Büüri het alles ibernumme un wills nimmi besser het werre solle mit sinem Buckel, het si wochelong alli ärbit ällei gmacht. On einem Obend isch se in de Kichi zämmebroche. De Buur het usm Bett rusbrielt „Hätsch nur uf mi ghärt un uns vum Mariele helfe losse!“

Jetz war niemer me ibrig der hätt helfe kinnte, un do het sich s’Mariele bsinnt. Isch ufgstonde, un niemer het se me ufhalte kinne. Het ihri Mudder versorgt. De Vadder versorgt. Isch nus, het Holz ghackt, sich ä Sprissel gholt. De Ofe nochglegt, sich am Dörli gsengt. Gmiis gschält, sich in s’Fingerli gschnitte. ä Supp kocht, sich om Herd verbrennt. S’Hus gfegt, sich Blose gholt. Bim Riibe rusziege rickwärts noplumpst. Un sich de Schweiß mitm dreckige Schirzli abgwischt. Allis het si gschafft. Trotz kronki Eltre un Blessure war si uf eimol voller Lebensfreud. S’Gsicht war rosig un d’Auge klar. Abber als de Vadder un d’Mudder grad widder krattle kinne hen, het se nix me orühre solle, s’wär eh nid recht un gscheit gwese wie se do allis gmacht hätt. Do isch re’s Lebe in einem Zug widder us de Finger nus. In dere Nacht, während d’Eltre tief un fescht gschlofe hen, isch s’Mariele uf un devu.

De Mond isch groß un hell am Himmel gstonde un d’erschdi Schneeflocke sin wie wißi weichi Fedre sonft vum Himmel gfalle. Bal het de breide un bequeme Weg unter ihre Fiiß ufghärt. ä Reh isch hinterm Buckel verschwunde un scheu in de Wald nighopst. Un im nächschde Moment isch re ufm schmole Feldweg ä fremdi Frau begegnet. S’Mariele het erscht nid gwisst ob se fortlaufe odder stehebliebe soll. Abber d’Unbekonnt het ihri freundlich Stimm häre losse un gfrogt: „Schäns Maidli wo ghärsch no?” „I weiß es nid“, hets Mariele gsagt. „Un wo gehsch no?“ „Wenn i’s nur wüßt“, hets Mariele gsagt.

„Geh nur widder Hätschelmarie un denk nid z’vil – bisch jetz ufm rechte Weg – un findsch dei Ziel.“