Heimatmuseum hat Zukunft: Preisträger 2015

Preisträger 2015
(Foto: Gerhard Layer)

Im Museumswettbewerb „Heimatmuseum hat Zukunft“ geht der Hauptpreis an die KZ-Gedenkstätte Neckarelz. Der Arbeitskreis Heimatpflege (AKH) im Regierungsbezirk Karlsruhe würdigt damit die offene und wegweisende Laienarbeit in dem Mosbacher Stadtteil. Dort wurde die Gedenkstätte nach 2011 neu erstellt und steht für einen kritisch geweiteten Heimatbegriff, der nicht nur eine hohe örtliche Akzeptanz besitzt, sondern überregional große Anerkennung findet. Der Hauptpreis ist mit 5.000 Euro verbunden. Mit dem Förderpreis von ebenfalls 5.000 Euro wird eine Initiative ausgezeichnet, die ihre Sammlung als offenes Angebot versteht, als Mitmachmuseum in bestem Sinne. Das 2001 begonnene Wieslocher Feldbahn- und Industriemuseum sei auf dem beeindruckenden Weg, schon fast verlorene Industriegeschichte zu sichern und als bedeutenden Teil der Heimatgeschichte Wieslochs zu etablieren, heißt es in der Begründung der Jury. Sie nahm aus 47 Bewerbungen von Museen zwischen Odenwald und Nordschwarzwald zehn Häuser in die engere Auswahl.

Den mit 2.000 Euro dotierten Anerkennungspreis erhält das Heimatmuseum Philippsburg für sein mutiges Konzept, keine feste Sammlung zu präsentieren, sondern sich auf wenige, jeweils aktuell ausgearbeitete Themen zu konzentrieren, für die man den Fundus neu sichtet. Dies bietet Raum für immer neue Begegnungen und Gemeinschaft im Museum. „Diese drei Häuser repräsentieren die Vielgestaltigkeit der Heimatmuseumsszene im Regierungsbezirk. Es hat sich bereits bei der Vorauswahl, wie auch bei der Entscheidung herausgestellt, dass es das typische Heimatmuseum nicht gibt, sondern dieser Museumstyp in sehr unterschiedlicher Ausprägung überzeugen kann“, erklärte Nicolette Kressl, Regierungspräsidentin in Karlsruhe und Vorsitzende des Arbeitskreis Heimatpflege. Sie wird die Preisträger am 19.Juni in Bruchsal auszeichnen.

Den Museumswettbewerb gibt es alle vier Jahre im Regierungsbezirk Karlsruhe. Er wurde neu ausgerichtet, um Initiativen auszuzeichnen oder Museen zu fördern, die neue, mutige Wege in die Zukunft gehen. In die engere Auswahl beim Wettbewerb für nicht-staatliche, also kommunale und private Museen, nahm die Fachjury unter Vorsitz von Brigitte Heck (Leiterin der Abteilung Volkskunde im Badisches Landesmuseum) folgende Häuser: Bezirksmuseum Buchen, Heimatstube Michelbach, Anlaufpunkte zum Fund des Homo heidelbergensis in Mauer, Heimatmuseum Karlsdorf, Heimatmuseum Östringen, Steinhauerstube Schmie und Heimatmuseum Weingarten.

Hintergrund:

Die KZ-Gedenkstätte Neckarelz erinnert an Häftlinge und Zwangsarbeiter, die seit März 1944 in Gipsstollen von Obrigheim für die deutsche Flugzeugindustrie arbeiten mussten. Einquartiert wurden die Häftlinge in einer zweckentfremdeten Schule. In mehreren sogenannten Neckarlagern, die zunächst vom KZ Struthof im Elsass verwaltet wurden, lebten bis zu 10.000 Gefangene. Die eindrucksvoll und mit modernen Konzepten gestaltete Gedenkstätte ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Das Feldbahn- und Industriemuseum Wiesloch erinnert an lokale Wirtschaftsgeschichte und zeigt Verkehrsgüter der Tonwarenindustrie, die bis vor wenigen Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielte. Rund um einen erhaltenen Lokschuppen sind historische Feldbahnen, Bagger- und Förderanlagen im Einsatz. Der Verein beschafft und restauriert historische Fahrzeuge und zeigt sie dem Publikum an bestimmten Tagen in Aktion. Die historischen Objekte werden fachgerecht restauriert und erlebnisorientiert bereitgestellt.

Das Heimatmuseum Philippsburg wurde 2013 wieder eröffnet und ergänzt ein zweites Museum in der Stadt, das sich der Festungsgeschichte widmet. Die temporäre Ausstellung „Zeitsprünge“ steht für eine konzeptionelle Neuausrichtung des Heimatmuseums, das besonders flexibel ist und ausgewählte Exponate seiner Sammlung präsentiert. Durch ein Begleitprogramm, unter anderem mit Public Viewing und Vorführung von historischen Filmen, öffnet sich das Haus einem breiten Publikum.